Wine & Dine in der Pfälzer Genuss Fraktion, Hainfeld, 17.12.2015
Große Freude: Er ist wieder da, genauer gesagt, sie sind wieder da!
Dominic Theobald und seine Lebensgefährtin Kathrin Hoffmann haben seit Mitte Oktober ein neues Restaurant in Hainfeld in der Pfalz übernommen.
Das war ein trauriger Tag als das von Dominic geführte, excellente Restaurant „Fleur de Sel“ 2011 in Karlsruhe schloss. Nach Zwischenstationen in Frankreich, der Schweiz und in einem Karlsruher Restaurant haben die beiden nun wieder ihr eigenes Restaurant. Es heißt „Pfälzer Genuss Fraktion“. Was für ein schöner und treffender Name. Ganz klar, da muss ich unbedingt hin.
Das Restaurant ist dem Hainfelder Weingut Hundemer angegliedert. Ein altes Sandsteingebäude, das außen wie innen, hell und freundlich renoviert wurde.
Die Wein- und Getränkekarte ist übersichtlich und fair bepreist. Schwerpunkt, ganz klar, sind die Tropfen des Weinguts Hundemer. Aber auch die pfälzer Schwergewichte Acham-Magin, Ökonomierat Kleinmann und F. Becker sind vertreten. Außerdem lohnt es sich nachzufragen, denn ab und an gibt es Weine außer der Reihe. So stand bei meinem Besuch z.B. ein hervorragender Sekt vom Wilhelmshof auf der Tageskarte. Und mit Ruinart gibt es auch einen französischen Prickler.
Vorspeise
Gänseleberterrine mit Weingelee aus der Ortega Trockenbeerenauslese. Dazu die auch für das Weingelee verwendete 2001er Ortega TBA vom Weingut Hundemer.
Die TBA ist kein bißchen pappig, eher zurückhaltend süß, sehr gute Süße-Säure-Balance, kräftige Aromen nach Quittenspeck und Dörrobst, sehr leicht kräutrig, nicht hoch komplex, aber sehr schön, passt perfekt zur Gänseleberterrine.
Die Gänseleberterrine und das Weingelee haben mich ebenfalls voll überzeugt. Die Terrine cremig, aber nicht fett wirkend, das Gelee bringt genau die richtige Menge an säuerlicher Süße, um den feinen Schmelz der Terrine perfekt zu ergänzen.
Wein 90, Speise, 90, Kombi 91
Wein zum Hauptgang
Das war eine prima Idee von Dominic mir aufgrund des gewählten Hauptgerichts vier prinzipiell passende Rotweine hinzustellen und mich entscheiden zu lassen.
Alle vier Weine stammen aus 2012 und sind echte Schwergewichte von 14,0 bis 14,8 Prozent Alkohol. Alle vier Weine sind vom Weingut Hundemer. Merlot und Cabernet Sauvignon Reserve sind gut, die Cuvee FH Reserve und der St. Laurent sehr gut.
Der hohe Alkoholgehalt ist in allen vieren erstaunlich gut integriert und fällt nur auf, wenn man gezielt darauf achtet.
Zu den Nierchen habe ich den St. Laurent getrunken, der mit nur 14,0% die beste Balance von Frucht, Körper und Kraft aufweist.
Hauptgang
Rosa gebratene Kalbs-Nierle in Dijon-Senfsauce mit Kartoffelstampf. Dazu den bereits erwähnten 2012er St. Laurent vom Weingut Hundemer.
Der Wein rotbeerig und dunkelkirschig, saftig-trinkig, wirkt trotz Kraft fast mittelgewichtig,
Die Nierchen zart und trotzdem noch bissfest, eben so, wie sie sein sollen, die Senfsauce kräftig, aber nicht penetrant senfig, der Kartoffelstampf seidig mit noch kleinen Kartoffelstückchen zum Draufbeißen. Da passt alles, deftig-rustikal auf einem sehr gehobenem Niveau.
Wein 87, Speise 87, Kombi 87
Nachtisch
Karotten-Cup-Cake mit Haselnuss-Topping. Dazu den Rest der 2001er Ortega TBA.
Ich gestehe, ich bin ein Nachspeisenfan und der Cup-Cake war genau das Richtige, fluffig und saftig, aber nicht sabschig, das Haselnuss-Topping cremig mit leicht schokoladiger Note. Und auch die TBA fügt sich mit ihrer feinen Säure und Süße ein zu einer wahrhaft gelungenen melange à trois.
Wein 90, Speise 88, Kombi 90
Fazit
Die Pfalz ist reich gesegnet mit hervorragenden Weingütern und wo guter Wein vorhanden ist, sind gute Restaurants meist nicht weit.
Mit dem Restaurant „Pfälzer Genuss Fraktion“ hat die Pfalz ein weiteres kulinarisches Highlight hinzu bekommen.
Zum Konzept von Dominic und Kathrin gehört, dass die „Pfälzer Genuss Fraktion“ kein steifer Sternetempel ist, sondern bodenständige, von der Pfalz, Frankreich und Italien inspirierte, gehobene Küche anbietet. Es geht locker zu, kein Schischi und kein Schickimicki. An der Theke holt man sich seine Getränke ab und bestellt, was man essen möchte. Das ermöglich sehr fair bepreiste Getränke und Speisen. Wie ich mich in den ca. zwei Stunden meines Besuchs selbst überzeugen konnte, fühlt sich hier sowohl der genussfreudige Wanderer im Schnürstiefel, als auch der gourmeterfahrene Mensch im feinen Zwirn wohl. Die Genuss-Fraktion eben.
Öffnungszeiten: Durchgehend ab 11:30, am Mittwoch Ruhetag
Text und Fotos: Joachim A. J. Kaiser