L’Chaim – Auf das Leben


ISRAELREISE MIT DEN TWIN WINERIES

Vom 3. bis zum 11. März 2023 fand eine Reise deutscher Winzer und von Weinfreunden nach Israel statt. Es wurden 10 israelische Weingüter besucht, die zu den Twin Wineries gehören. Außerdem nahmen die Teilnehmer der Reise am 4. Deutsch-Israelischen Weingipfel in Tel Aviv teil. Alle israelischen Twins und die meisten deutschen Twins anwesend. Das Programm hatte als Schwerpunkt das Thema Nachhaltigkeit – Zukunft des Weinbaus. Zudem konnten die Spitzenweine der Twins verkostet werden. Über den Weingipfel gibt es einen eigenen Bericht. Zum Bericht geht es hier: Weingipfel.

DIE TWIN WINERIES INITIATIVE

„Die Twin Wineries Initiative „ist eine Initiative zur Förderung des Deutsch-Israelischen Dialogs. Ähnlich dem Konzept der Partnerstädte bietet das Netzwerk von Winzern und Weinliebhabern einen fruchtbaren Rahmen zur individuellen Begegnung und zum kulturellen Austausch. Ein jeweils deutsches und ein israelisches Weingut bilden eine lockere Partnerschaft. Bei gegenseitigen Besuchen und Begegnungen auf Messen werden nicht nur Fachwissen und Erfahrungen ausgetauscht, sondern bei manch guter Flasche Wein auch wertvolle Freundschaften gegründet und gepflegt.“
(Zitat, ZAG Wines Ltd.)

Twin-Liste Stand März 2023

2008 gleich nach der Prowein gegründet, umfassen die Twin Wineries mittlerweile 42 Weingüter, je 21 israelische und 21 deutsche. 2020 war eigentlich eine Reise der deutschen Twins nach Israel vorgesehen, die wegen Corona ausfiel. Nach der Zwangspause freuten sich die Teilnehmer auf die verschobene Reise und auf persönliche Begegnungen mit alten und neuen Freunden. Die Acht-Tage-Reise wurde von Renée und Hohey Salzman perfekt organisiert. Renée und Hohey sind die Gründer und das Herz der Twin Wineries Initiative. An der Reise nahmen nicht nur deutsche Twin-Weingüter, sondern auch Weinhändler und Freunde der Twins teil.

Für die Teilnehmer, die Israel noch nicht kannten, gab es eine Besichtigungstour in Jerusalem, von biblischen Stätten am See Genezareth und der Golanhöhen.

Skyline von Jerusalem

Besucht wurden die Anbaugebiete und Güter: Judean Hills (Sphera, Tzora und Yaffo), Carmel Mountains (Bar-Maor, Margalit, Somek, Vortman) und Upper Galil (Adir, Kishor und Lueria).

Besuchte Weingüter und Hotels (Quelle: ZAG Wines Ltd.)

WEINLAND ISRAEL – KURZDATEN

Weingüter: Ca. 250 | Fläche: 5500 ha | Ertrag: 60000 t | Flaschen: 40 Millionen | Weine: 63 % Rotwein, 16 % Weißweine, 11 % Süßweine, 8 % Schaumweine, 2 % Roséweine
(Quelle: ZAG Wines Ltd.)

Eine abgegrenzte, geschützte Ursprungsbezeichnung weist nur Judea auf, mit den Untergebieten Judean Hills und Judean Foothills. Die Winter sind kühl, aber relativ mild in den Foothills, in den Höhenlagen der Foothills kann es, wie in den Hills, im Winter schneien. Im Sommer wird es tagsüber warm bis richtig heiß, aber die Nächte sind verhältnismäßig kühl. Prinzipiell ist Weinbau ohne Bewässerung möglich, da die Wolken vom Mittelmeer bis zu 800 mm Niederschläge bringen. Allerdings lässt die Zuverlässigkeit der Niederschläge zu wünschen übrig. Die Klimaerwärmung macht sich auch in Israel mit Dürreperioden deutlich bemerkbar. Deshalb haben die meisten Weinberge Bewässerungsanlagen. Der Unterboden besteht in Judea hauptsächlich aus Kalkstein, Oberboden ist meist Terra Rosa, aber auch Mergel, Löss, Kies oder Kalkverwitterung.

Bewässerung und Sonnenschutz der Rebstöcke bei Tzora Vineyards

Am meisten Probleme bereitet israelischen Winzern die Schmierlaus Planococcus ficus (vine mealy bug). Sie zapft die saftführenden Leitungsbahnen an, produziert dadurch Mehltau, der zu Schimmel führt. Zudem überträgt die Schmierlaus GLRaV-Viren (grapevine leafroll associated virus), welche die Blattrollerkrankung verursachen. Die Schmierläuse sind schwer zu bekämpfen, weil die Eier meist in der Erde liegen und deshalb schwer erreichbar sind. Insektizide schädigen auch Nützlinge und Planococcus ist mittlerweile ziemlich resistent geworden. Räuberische Nützlinge und Pheromone wirken, haben aber ihre Grenzen. Gegen den Virenbefall gibt es kein Mittel. Man muss die Stöcke entfernen, verbrennen und neue, getestet virenfreie Stöcke pflanzen.

Isreals Weinbauregionen (Quelle: ZAG Wines Ltd.)

SPHERA WINERY

Sphera Winery (Moshav Givat Yeshayahu) ist der Twin des Weingutes Gut Hermannsberg (Niederhausen, Nahe).

Das Weingut wurde 2012 gegründet. Es gehört Doron und seiner Frau Sima Rav Hon. Doron ist der Wine Maker. Er hat Weinbau im Burgund studiert und bei der Domaine Jacques Prieur und in der Champagne gearbeitet. Sima führt das operative Geschäft. Sphera ist speziell, erzeugt ausschließlich Weißweine. Die Weinbergslagen befinden sich im Givat Yeshayahu Tal. Die Berge ringsherum sammeln ca. 510 mm Niederschläge ein, die als Grundwasser und in Form zweier kleiner Flüsse im Tal zur Verfügung stehen. Die Reben werden nicht bewässert. Das Tal ist zudem deutlich kühler als die restliche Umgebung, weil tagsüber eine kühle Brise das Tal durchströmt und nächtliche kühle Luft in den Talkessel sinkt. Gute Voraussetzungen, um frische, gut balancierte Weißweine zu erzeugen.

Die Erntemenge beträgt 7 – 9 t/ha. Doron verwendet für die Gärung neutrale Reinzuchthefen. Kein Wein durchläuft den BSA, keine Bâtonnage. Bis auf den Signature wird nur im Stahl vergoren und ausgebaut. Für die White Concepts Serie erzeugt Doron je einen reinsortigen Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling, sowie den First Page, eine Cuvée aus Semillon, Chenin Blanc und Roussanne. Die Weine sind keine fetten Blockbuster, sondern balanciert, leicht- bis mittelgewichtig und trinkfreudig.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • Der 2022er Riesling ist so typisch, wie man ihn typischer auch in Deutschland nicht findet, mineralisch-fruchtig, mit packender, frischer Säure, 91-92/100.
  • 2022 Chardonnay, dezente Noten nach Ananas, Grapefruit und Galia-Melone, frisch, 90-91/100.
  • 2022 Sauvignon Blanc, feine Stachelbeernote, ein Hauch tropischer Frucht und weiße Blüten, frisch 90-91/100.
  • 2022 First Page, Physalis und Steinobst, Birne und reifer Apfel, zarter Duft nach frisch gemähter Wiese. Die Cuvée ist kräftiger als die rebsortenreinen Weine, aber ebenso frisch und animierend, 93-94/100.
  • Der 2022er Signature ist Dorons Meisterstück, dicht, aber nicht opulent, dezent Feuerstein, Grapefruit und ein vielschichtiges Spektrum weiterer gelber Früchte. Nur 13 % Alkohol, nicht viel für einen israelischen Wein. Er besteht zu 90 % aus Semillon mit 10 % Sauvignon Blanc und reift für sieben Monate in französischen 500 Liter Tonneaus. Das Holz ist mit zartem Fingerspitzengefühl eingesetzt. Jung, schon jetzt ein großartiger, ein herausragender Wein, mit Reifepotential, 96-97/100.
Doron Rav Hon, Sphera Winery

TZORA VINEYARDS

Tzora Vineyards (Kibbuz Tzora) ist der Twin des Weingutes Selbach-Oster (Zeltingen, Mosel).

Tzora Vineyards ist ein ehemaliger, mittlerweile vollständig privatisierter Kibbuz. Das Weingut wurde 1993 von Ronnie James gegründet. Eran Pick ist der Wine Maker und General Manager von Tzora. Er hat Viticulture and Oenology an der University of California at Davis studiert, ist Master of Wine und arbeitet seit 2006 für Tzora. Seine Weine entstehen in Zusammenarbeit mit Jean-Claude Berrouet, dem ehemaligen technischen Direktor von Pétrus.

Tzora ist Fair’N Green zertifiziert. Je nach Jahr wird jede Reben mit 70 – 100 Liter bewässert. Im Weinberg fällt auf, dass der Bewässerungsschlauch nicht auf dem Boden liegt, sondern auf Höhe der Drähte geführt wird. Zudem sind die Reben mit einer weiß-transparenten Folie ummantelt. Eran erläutert, dass der Bewässerungsschlauch nicht auf dem Boden geführt wird, damit die Unterstockpflege ohne Herbizid mechanisch durchgeführt werden kann. Die Folie schützt die Trauben vor Sonnenbrand,
reduziert die Verdunstung und damit den Wasserbedarf. Erzeugt werden ca. 80000 Flaschen/Jahr. Im Schnitt erntet Tzora sieben Tonnen Trauben/ha. Tzora baut Chardonnay, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und Syrah an.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • 2021er Judean Hills Blanc, eine frische Cuvée aus Chardonnay und Sauvignon Blanc, 87-88/100.
  • 2022 Shoresh White, eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Chardonnay, vereint die Frische des Sauvignon und die Kraft des Chardonnay, bündelt sie in vielschichtiger heller Frucht und einer feinen Mineralik, 92-93/100.
  • 2018er Shoresh, eine Cuvée aus Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot, bringt komplexe dunkle Frucht- und Beerennoten sowie Gewürze ins Glas, 95-96/100.
  • 2020 Misty Hills, 59% Cabernet Sauvignon und 41 % Syrah, ist kraftvoll, dunkelbeerige Frucht dominiert, mit einer mineralisch-steinigen Note im Hintergrund, 95-96/100.
Eran Pick, Tzora Vineyards, und Johannes und Barbara Selbach, Weingut Selbach-Oster

YAFFO WINERY

Yaffo Winery (Neve Michael) ist der Twin des Weingutes Schätzle (Vogtsburg, Kaiserstuhl).

Moshe und Anne Celniker sind die Eigentümer von Yaffo. Anne ist geborene Elsässerin und stammt aus einer Winzerfamilie. Moshe hat Anne während seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten in Straßburg getroffen. Beide haben über 20 Jahre zunächst als Physiotherapeuten gearbeitet. Erst 2002 haben sie sich entschlossen, das Weingut Yaffo zu gründen. Heute ist Sohn Stephan der Wine Maker. Er hat an der Hebrew University Landwirtschaft und dann in Beaune im Burgund Oenologie studiert. Praktische Erfahrung hat er, außer im Burgund, auch in St. Emilion und Südafrika gesammelt. Yaffos Weinberge liegen im Ella-Tal.

Yaffo ist koscher zertifiziert. Bestockt sind Yaffos Rebflächen mit Chardonnay, Viognier, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah/Shiraz, Malbec und Argaman.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • 2022er Chardonnay PetNat, wild, lang und keinerlei unangenehme Oxidationsnoten, 87-88/100.
  • 2019 Heritage, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Shiraz, Brombeere und Cassis, kräftig, aber nicht fett, 95-96/100.
  • 2021 Hommage Cabernet Sauvignon, einerseits ein Cabernet mit typischer Neue Welt Stilistik, andererseits nicht nur Frucht und Schmelz, auch eine steinige, an Grafit erinnernde Note, 94-95/100.
  • 2022 Argaman, die Faßprobe beeindruckt durch eine intensive, tief violett-blaue, fast schwarze Farbe und einen herben Duft. Im Mund sehr kräftige Tannine, aber auch eine gute Säure. Die Frucht geht in die rotbeerige Richtung. 93-95/100.
    (Argaman ist eine israelische Sorte, die in den 1970ern in Israel aus Carignan und Souzão gezüchtet wurde. Argaman ist hitze- und dürreresistent, was bei den zunehmenden Problemen mit der Klimaerwärmung sicher von Vorteil ist. Die Sorte ist in Israel bereits verbreitet und wird von einigen Weingütern auch reinsortig angeboten. Qualitativ hätte Argaman durchaus das Potenzial, international Israels Parade-Rebsorte und Alleinstellungsmerkmal zu werden.)
Stephan Celniker, Yaffo Winery, begrüßt uns

BAR-MAOR WINERY

Bar-Maor (Binyamina) ist der Twin des Weingutes August Eser (Oestrich-Winkel, Rheingau).

Rami Bar-Maor gründete das Weingut 2009. Vorher war er als Architekt tätig und arbeitete eng mit dem Bildhauer und Land-Art Künstler Dani Kravan zusammen, der u.a. für das Nürnberger Germanische Nationalmuseum die „Straße der Menschenrechte“ gestaltete. Von 2007 bis 2009 ging Rami beim Weingut Margalit in die Lehre und absolvierte ein Kellermeisterstudium am Tel Hai College. Bar-Maors Reben wachsen, wie die von Margalit und Somek, im Bikat Hanadiv Tal. Rami ist ein Verfechter von minimalinvasiven Eingriffen im Weinberg und Keller. Rami betrachtet seine Weine in erster Linie als Speisebegleiter. Sie sollen die israelische Küche begleiten und wandern deshalb zum Großteil in die Gastronomie.

Bar-Maor produziert etwa 45000 Flaschen jährlich. Rami baut Sauvignon Blanc, Chardonnay, Colombard, Carignan, Syrah, Cabernet Franc und Marselan an. Colombard ist vermutlich die älteste französische Weißweinsorte, die mit Unterstützung von Baron Edmond de Rothschild bereits Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen osmanischen Reich angebaut wurde.


AUSGEWÄHLTE WEINE

  • Der 2015er Riesling hat zwar erkennbare Reifenoten nach Petrol und Herbstlaub, steht aber insgesamt noch gut da, 84-85/100. Wo andere Weingüter bei Weißweinen, insbesondere bei Riesling, auf jung, frisch und unkompliziert setzen, ist Rami das Risiko eingegangen, den Wein reifen zu lassen. Gereifte Weißweine können hervorragende Speisebegleiter sein. Deshalb ist es ermutigend, wenn Rami in der Hinsicht experimentiert.
  • 2022 Chardonnay Rendzina, Noten von frischem Apfel, etwas Zitrus und kalkig, die holzfreie Stahlversion, klar und ungeschminkt, 89-90/100.
  • Der 2022 Colombard Rendzina hat nicht diese grünen Noten von sehr früher Lese, um Säure zu erhalten, ist auch nicht dünn, wie andere Colombards mit ausgereizt hohem Ertrag. Ein guter Wein mit zurückhaltender Frucht und etwas kräuterwürzig, 84-85/100.
  • 2021 Lilith, eine Cuvée aus Syrah und Carignan, ausgewogen zwischen beerenfruchtig und Holzaromen, nichts dominiert, dabei gute, frische Säure, 89-90/100.
  • 2021 Tammus, ein hundertprozentiger Marselan, saftig-frische rote Beeren und helle Pflaume, fast packende Säure, 87-88/100.
  • 2020 Archetype Reserve, eine Cuvée aus Carignan und Marselan, recht kräftig-fruchtig, nicht opulent, zeigt aber Flagge mit dunklen und saftig-roten Beeren, sowie feinem Holz. Noch jung, es lohnt sich den Wein noch zwei, drei Jahre reifen zu lassen, 91-92/100.
Rami Bar-Maor und Dodo zu Knyphausen, Weingut August Eser, sind Twins

MARGALIT WINERY

Margalit Winery (Binyamina) ist der Twin des Weingutes Heymann-Löwenstein (Winningen, Mosel).

Offiziell wurde Margalit 1989 von Yair Margalit gegründet. Nimmt man die sechs Jahre vorher dazu, in denen er bereits Wein im kleinen Maßstab produzierte, dann ist Margalit eine der ältesten, auf Qualität getrimmten Boutique-Wineries in Israel. Bis in die 1990er hinein dominierten wenige große Unternehmen mit Massenproduktion den israelischen Weinmarkt. Es ist Yairs Verdienst, den modernen israelischen Qualitätsweinbau angestoßen zu haben. Seitdem hat er viele der Neugründungen beraten.
Yair Margalit hat am Israel Institute of Technology in Haifa studiert und mit einem PhD in Chemie abgeschlossen. Er leitete die Abteilung Chemie des Israel Institute of Biological Research und unterrichtete an der Faculty of Food Technology in Haifa. Er hat drei Bücher über Wein geschrieben. Sein wohl bedeutendster Beitrag zum fast schon kometenhaften Aufstieg des israelischen Qualitätsweinbaus ist das Cellar Master Program am Tel Hai College. Das Programm läuft seit 2004 und war das erste akademische Studium in Israel, das sich ausschließlich mit Weinbau und Oenologie
befasste. Heute ist Yairs Sohn Asaf der Wine Maker bei Margalit. Von Kindesbein hat er die Entwicklung des Weingutes mitbekommen und mitgeholfen. Asaf studierte an der Hebrew University Faculty of Agricultur mit Abschluss in Food Science. Danach hat er einige Jahre in Kalifornien bei verschiedenen Weingütern verbracht.

Margalit hat drei Weinberge, von denen es ca. 30000 Flaschen erzeugt: Zichron Yaakov im Bikat
Hanadiv Tal (2 ha, Kalk), Binyamina (1 ha, Terra Rosa) und Kadita (3 ha, Vulkanverwitterung, 800 m, Upper Galil). Die Reben wurden nur in den ersten Lebensjahren bewässert, Ertrag 7 – 8 t/ha. Margalit nutzt ausschließlich eigene Trauben und verwendet nur den Freilauf der Pressung. Der Rebsortenspiegel umfasst Syrah, Grenache, Mourvèdre, Chardonnay, Riesling, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, und eine geringe Menge an Durif (Petite Sirah). Zudem gibt es noch die weiße Rebsorte Margalit Blanc, eine Margalit eigene Selektion einer Spontanmutation des roten Cabernet Franc.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • Die 2022 Rieslingfaßprobe bestand aus zwei Proben des gleichen Rieslings, der allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten gelesen wurde. Die Probe vom früheren Lesezeitpunkt ist zwar reif, aber hat noch eine ausgeprägt frische Säure, Zitrus und
  • hellgelbe Frucht. Die Probe vom zweitem Lesezeitpunkt ist vollreif, runde Säure und geht aromatisch in die Richtung Pfirsich und Aprikose. Beide Rieslinge könnte man jederzeit in einer Blindverkostung gegen die besten Deutschen antreten lassen. Noch ist nicht klar, ob Asaf sie einzeln abfüllt oder ob er sie verschneidet. Beide 95-96/100.
  • 2020 Margalit Blanc, frisch und hat trotzdem Schmelz. Gelbfruchtig und auch ein Hauch von roter Johannisbeere, 90-91/100.
  • 2020 Enigma, ein geradezu archetypischer Bdx im modernen Stil, Cabernet fruchtig (60 %), Merlot geschmeidig, (30 %), mit einem Hauch roter Frische des Cabernet Franc (5 %) und etwas Würze des Petit Verdot (5%). Ein eleganter, vielschichtiger Wein, mit Reife vermutlich Weltklasse, 97-98/100.
  • 2012 Enigma Yair (80 % Cabernet Sauvignon, 12 % Petit Verdot, 8% Cabernet Franc), Yair hat den Wein in Kalifornien mit Trauben aus dem Napa Valley erzeugt. Rund, geschmeidig und nachhaltig am Gaumen,97-98/100.
  • 2012 Petit Verdot (100 %) ist ein würzig-fruchtiger Wein, der keinerlei Alterungsnoten zeigt, 95-96/100.
  • 2004 Cabernet Franc (12 % Cabernet Sauvignon). Man könnte meinen, der sei erst gestern abgefüllt worden, wäre da nicht diese runde, harmonische Ausgeglichenheit. Zurückhaltend rotfruchtig, elegant, tief und lang. Ein Weltklasse-Wein, 97-98/100.
  • Margalits können aber nicht nur Bordeaux, Rhône und Provence haben sie ebenfalls gut drauf. Es gibt einen typischen GSM, den Paradigma, 91-92/100. Der 2018er Mourvèdre (100 %) ist moderner Bandol-Stil mit perfektem Holzeinsatz und israelischem Schmelz, 94-95/100.
Asaf Margalit mit einer Faßprobe Riesling

SOMEK WINERY

Somek (Zichron-Yaacov ) ist der Twin des Weingutes Eymann (Gönnheim, Pfalz).

Barak Dahan ist der Eigentümer von Somek. Baraks Ururgroßvater, Ephraim Ashkenazi (1842-1906), ist 1882 aus Rumänien eingewandert und hat sich mithilfe von Baron Edmond de Rothschild eine Existenz aufgebaut. Barak ist somit Landwirt und Winzer in fünfter Generation. Er hat die Arbeit von der Pike auf gelernt. Hila, Baraks Frau, hat einen Abschluss in Landwirtschaft von der Hebrew University of Jerusalem und einen in Oenologie von der University of Adelaide. Somek ist ein kleines Weingut, was die Produktion betrifft, denn Barak und Hila nutzen für ihre Weine jeweils nur die allerbesten Trauben ihrer Weinberge. Den größeren Teil der Trauben verkaufen sie, ebenso wie Obst und Mandeln. Die Reben wachsen auf flachen, sedimentären Böden der Flüsse Taninim, Alona, Nili, Ada und Sanunit, die das Bikat Hanadiv Tal durchziehen. Das Tal heißt Bikat Hanadiv, auf Deutsch ‚der Wohltäter‘, zu Ehren von Baron Rothschild. Sie wachsen auch an den Hängen des Tals auf mageren Rendzina-Böden mit Kalkgestein im Untergrund.

Someks Weine sind vegan zertifiziert. Sie bauen Roussanne, Viognier, Carignan, Syrah, Malbec, Grenache, Mourvèdre, Cabernet Franc, Petit Verdot sowie Chardonnay und Chenin Blanc an.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • 2020 Haderech Halevana, eine Cuvée aus Roussanne, Chenin Blanc und Viognier, bringt Apfel, einen Hauch Zitrus, eine dezente Bitternote nach Walnuß und eine leicht salzige Note ins Glas, 87-88/100.
  • 2017 Kerem 13 Reserve, ein klassischer GSM (Grenache, Syrah, Mourvèdre). Der Wein öffnet mit Aromen von Kirschen, roten und dunklen Beeren und hat eine dezente rauchige Note. Kein Wunder, er lag 24 Monate in französische Eiche und durfte weitere 36 Monate auf der Flasche reifen, 93-94/100.
  • 2018er Syrah, zwei Jahre im Holz sowie zwei Jahre auf der Flasche. Ein würzig-fruchtiger Wein mit einem Hauch von schwarzem Pfeffer, 91-92/100.

    Auffallend: Baraks und Hilas Weine sind trinkreif, wenn sie auf den Markt kommen.
Barak Dahan, Somek Winery, und Prof. Manfred Stoll, Hochschule Geisenheim

VORTMAN WINERY

Vortman Winery (Haifa) ist der Twin des Weingutes Stenner (Mainz-Hechtsheim, Rheinhessen).

Das Weingut befindet sich am Hang des Carmel-Berges. Man hat einen wunderbaren Blick den Hang hinab auf die südlichen Strände von Haifa. Hai Vortman, der Besitzer, hat seine Weinbergslagen hauptsächlich im 25 km südlich von Haifa gelegenen Shfeya-Tal, das vom Dalya durchflossen wird. Der Dalya hat sich durch den Tuff des Shfeya-Vulkans gefressen, hinunter bis zum harten Kalksteinuntergrund. Die Reben wachsen auf sedimentären Böden, die aus Vulkan- und Kalksteinverwitterung bestehen. Sie sind nur drei Kilometer vom Mittelmeer entfernt und nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Da sich die Lagen nahe am Meer und im Tal befinden, gibt es 600 mm Niederschlag und die Reben müssen nicht bewässert werden. Die Meeresnähe führt auch zu einer guten Durchlüftung des Tals und zu einer relativen Abkühlung nachts.

Hais Weine sind Bio und vegan zertifiziert. Mit 14 Rebsorten hat Hai einen recht großen Sortenspiegel: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, Malbec, Syrah, Grenache, Mourvedre, Cinsault, Carignan, Grenache Blanc, Clairette Blanche, Roussanne und Colombard. Der Colombard kommt von einer Parzelle im Nadiv-Tal mit über 40 Jahre alten Reben. Alle Trauben werden spontan vergoren.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • 2022 Colombard, dezent duftig nach tropischer Frucht, mit einem Anklang an Sauvignon Blanc, leichtgewichtig, aber nicht kraftlos, 83-84/100.
  • 2019 Malbec (5 % Petit Verdot), kräftiger Wein mit ausreichend Säure, rot- und schwarzbeerige Frucht, jung, 90-91/100.
  • 2015er Carignan (15 % Syrah), würzig-fruchtig, ausgewogen, mit Schmelz, trinkt sich jetzt perfekt, 90-91/100.
  • 2015 Shfeya Valley Red, eine Cuvée aus 40 % Malbec, 40 % Petit Verdot und 20 % Cabernet Sauvignon. Einerseits ist er ein typischer israelischer Rotwein, rund, harmonisch, vollmundig, fast opulent. Auf der anderen Seite aber mit ausreichend Säure und Tanninen versehen, um ihn gut in der Balance zu halten. Ein exzellenter Bordeaux-Blend der etwas anderen Art, mit mediterranem Charakter. Hat noch Reifepotential, 94-95/100.
Hai Vortman und Weingut Stenner sind Twins

ADIR WINERY

Adir Winery (Dalton) ist der Twin des Weingutes Jung & Knobloch (Albig, Rheinhessen).

Adir Winery wurde 2003 von der Familie Rosenberg gegründet. Yosir Rosenberg leitet das Weingut. Sein Bruder Avi ist der Wine Maker und hat am Tel Hai College seinen Abschluss als Kellermeister gemacht. Für ein israelisches Weingut ist Adir eines der größeren, mit einer Produktion von 200000 Flaschen jährlich. Die Weinberge liegen vor allem bei Kerem Ben Zimra. Die Reben wurden bereits in den 1980ern und 1990ern in ca. 800 m Höhe gepflanzt.

Adirs Weine sind koscher zertifiziert. Der Sortenspiegel umfasst Colombard, Grenache Blanc, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Marselan, Barbera, Malbec, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Shiraz und Petite Sirah.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • Es gibt drei Linien, die Basis-Serie Kerem Ben Zimra, die Wine Maker Edition und zwei Süßweine, Plot 98 in weiß und rot. Die weiße Basis-Serie ist für den raschen Konsum geeignet, frisch, Säure betont, fruchtig und sehr, sehr schlank.
  • 2019er Chardonnay, Winemaker Edition, klassischer Chardonnay, gelbfruchtig, mit Schmelz und reifer Säure, 90-91/100.
  • 2020er Marselan, dezenter Holzeinsatz, hellrote Kirschfrucht, kräftige Säure, frisch-fruchtig, gewisse Tiefe und Länge, 90-91/100.
  • 2020 Malbec, hat Frucht, Kraft und trotzdem eine gewisse Frische, schon rund und perfekt zu trinken, macht Spaß, 90-91/100.
  • 2018 Blush Plot 98, ein aufgespriteter Süßwein aus 80 % Chardonnay und 20 % Cabernet Sauvignon. Der Wein ist süß, aber kein bisschen aufdringlich, zeigt ein vielschichtiges Aromenspektrum, das von einer Dörrobstmischung bis zu frischen Steinobst und Johannisbeere reicht, 94-95/100.
Yosir Rosenberg, Adir Winery

KISHOR VINEYARDS

Kishor Vineyards (Kibbuz Kishor) ist der Twin des Weingutes Hans Wirsching (Iphofen, Franken).

Kishor wurde 1997 auf der Fläche des verlassenen Kibbuz Kishor von Yael Shilo und Yehoshua (Shuki) Levinger gegründet. Das Ziel, eine integrierte Lebensgemeinschaft größtmöglicher Freiheit für Menschen mit und ohne Behinderungen, als „Home For People With Special Needs“. Etwa 150 Angestellte und 180 Menschen mit diversen Einschränkungen leben und arbeiten Seite an Seite auf Kishor. Das alte Motto der Kibbuzim „Everyone contributes to the community according to their abilities and takes from the community what they need.“ war wohl nie zutreffender als bei Kishor. Neben dem Weingut betreibt Kishor eine Ziegenfarm mit Käseproduktion und etliche weiteren Betriebe, u.a. ein eigenes TV-Studio. Beratender Oenologe ist Itay Lahat. Er ist zusammen mit Richard (Ricky) Davis, dem Geschätsführer von Kishor, verantwortlich für die Weine. Itay hat einen Abschluss in Gartenbau von der Hebrew University, einen in Weinbau und Önologie von der University of Adelaide und einen zusätzlichen MBA von der Hebrew University.

Kishors Weine sind koscher zertifiziert. Die Weinberge wurden 2007 im westlichen Upper Galil auf ca. 500 m Höhenlage angelegt. Mittlerweile werden auf 10 ha 70000 Flaschen aus den Rebsorten Sauvignon Blanc, Chenin Blanc, Viognier, Riesling, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, Grenache, Syrah und Mourvèdre erzeugt.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • Der Viognier ist der weiße Premiumwein. Die 2022er-Faßprobe ist duftig, hell gelbfruchtig, 88-90/100.
  • 2021 GSM (60 % Grenache, 20%Syrah, 20 % Mourvèdre), die Trauben wurden entrappt, die Beeren gekühlt mazeriert, ehe sie vergoren wurden. Der GSM ist relativ hellfarben, elegant-fruchtig, klar und transparent, rund, bereits jetzt ein großes
    Trinkvergnügen, 90-91/100.
  • 2017 Ein Yafam (60 % Cabernet Sauvignon, 40 % Syrah), kräftig, mit viel dunkler Beerenfrucht und Noten nach schwarzem Pfeffer und Gewürzen, sehr vielschichtig und lang. Jetzt gerade am Beginn seiner Trinkreife, hervorragend, großes Potential,
    96-97/100.
  • 2021er Lahat Adom (95 % Syrah, 5 % Cabernet Sauvignon), Itays eigener Wein. Der Wein hat einige Monate im Tonneau und in einer Amphore verbracht. Stilistisch ist er kantiger und herber als die anderen Weine. Sehr jung, man kann ihn jetzt schon trinken, aber er braucht sicher ein paar Jahre, bis er auf dem Punkt ist, 95-96/100.

LUERIA WINERY

Lueria Winery (Safsufa) ist der Twin des Weingutes Drautz-Able (Heilbronn, Württemberg).

Die Familie Sayada kommt ursprünglich aus Tunesien. 1956 hat die Familie aufgrund der Unterdrückung und der Schikane gegen Juden Tunesien verlassen. Statt zu jammern und auf irgendwelche Unterstützung zu hoffen, haben sie in Israel die Ärmel aufgekrempelt und losgelegt. Yosef Sayadas Weinberge, vom denen der Großteil der Trauben für die Lueria-Weine stammt, sind mittlerweile so berühmt für ihre Qualität, dass auch andere Weingüter für ihre Spitzenweine Trauben von Sayadas kaufen. Heute leitet Gidi Sayada das Weingut. Die Weinberge befinden sich am Westhang des Berges Meron in 840 – 890 m Höhe. Die Böden der 18 ha bestehen aus Terra Rosa, Basalt und Kalkgestein. Die Höhenlage bringt ausreichend Regen, relativ kühle Nächte, aber auch intensive Sonneneinstrahlung tagsüber mit sich. Lueria betreibt ein ausgefeiltes Wasser- und Bodenmanagement. Zur Bodenverbesserung wird z.B. eigener Kompost erzeugt.

Gidis Weine sind koscher zertifiziert. Angebaut werden die Rebsorten Chardonnay, Pinot Grigio, Moscato, Gewürztraminer, Roussanne, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Malbec, Barbera. Sangiovese und Shiraz.

AUSGEWÄHLTE WEINE

  • 2022 Dry Moscato mit typischen Muskatnoten, knallrocken, was bei der normaler-weise säurearmen Bukett-Rebsorte, nicht unbedingt charmant schmeckt. Der Lueria Moscato gewinnt aber dank seiner recht frischen Säure eindeutig, 83-84/100.
  • 2022 Unoaked Chardonnay, frisch angeschnittener saurer Apfel, mineralisch-steinige Note, 83-84/100.
  • 2020 Barbera mit kräftiger Säure, frische hellrote Frucht. Nahe am italienischen Vorbild, 84-85/100.
  • 2021 Syrah, mit dunkler Beerenfrucht und Gewürzen, fast opulent, mit einer kräftigen Säure als Balance, jung, aber trinkt sich schon gut, 90-91/100.
  • 2019er Gran Vital, eine Cuvée aus Merlot, Syrah, Cabernet Sauvignon, ist stärker vom Holz geprägt, die Frucht ist expressiver als beim Syrah, aber nicht aufdringlich, jung, noch nicht in der Balance, aber großes Potenzial, 95-96/100.
Gidi Sayada, Lueria Winery

KOSCHERER WEIN

Weine sind koscher, wenn sie in Übereinstimmung mit den religiösen jüdischen Speisegesetzen erzeugt werden. Die sind ziemlich streng, aufwendig und müssen von einem Rabbi überwacht werden. Das fängt im Weinberg an. Nur Trauben von mindestens vier Jahre alten Weinbergen dürfen für die Weinproduktion verwendet werden. Weinreben müssen in Monokultur angebaut werden. Olivenbäume usw. haben also in koscheren Weinbergen nichts zu suchen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt vor der Ernte darf nicht mehr ‚organisch gedüngt‘ werden. Alle sieben Jahre darf nicht geerntet werden. Alle Geräte für die Rebpflege und die Vinifikation müssen unter Aufsicht gründlich gereinigt werden. Die Vinifikation muss von einem frommen, männlichen Juden durchgeführt werden, der sich streng an die jüdischen Religionsgesetze hält. Zum Beispiel darf er am Schabbat auf keinen Fall arbeiten, Feuer oder Elektrizität benutzen usw. Frauen haben während der Menstruation im gesamten Weingut nichts zu suchen. Die Gärung darf nur mit Hilfe der natürlichen Hefen erfolgen. Enzyme sind nicht erlaubt. Ebenso wenig dürfen tierische Produkte zur Klärung, Filtration und Schönung eingesetzt werden. 1 % muss kostenlos für karitative Zwecke verwendet werden.

Wie in allen Dingen, so wird auch bei koscher nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Zunächst einmal kann jeder Rabbi unabhängig entscheiden, ob er einem Weingut das Koscher-Siegel verleiht oder nicht. Tut es der eine Rabbi nicht, dann vielleicht ein anderer, weil er eine nicht ganz so enge Auslegung der Speisegesetze hat. Außerdem sind Israelis auch spitzfindig, wie der Rest der Welt, wenn es darum geht, sich an den Buchstaben des Gesetzes zu halten und es dennoch zu umgehen. Im siebten Jahr, wenn man selbst nicht ernten darf, überlässt man als nicht streng gläubiger Israeli diesen Weinberg, einem Kollegen, der einem seinerseits seinen Weinberg im siebten Jahr überlässt.

In der Regel werden größere Weingüter in Israel koscher geführt. Der Hintergrund ist meist ein wirtschaftlicher. Kleine Weingüter mit einer Produktion unter 40000 Flaschen bekommen ihre Weine auf dem israelischen Markt unter. Eine größere Produktion ist in Israel und international, z.B. in den USA, nur zu verkaufen, wenn das gesamte Kundenpotential genutzt wird. Nahezu alle israelischen Supermärkte und Hotels sind koscher und sind wichtige Märkte. Zu den beiden großen jüdischen Festen, Pessach und Rosch Hashana, erhalten Mitarbeiter in den Unternehmen einen Geschenkkorb u.a. mit Wein. Das sind Hauptabsatzzeiten für Wein. Organisatorisch ist das bei den Cateringunternehmen nur zu machen, wenn alle Weine koscher sind.

Koscher-Siegel „כּשׁר “

ESSEN IN ISRAEL

Unter den gesündesten Küchen der Welt landet Israel stets unter den Top 10. Kein Wunder, denn die Basis ist die als sehr gesund bekannte Mittelmeerkost. Dieser pauschale Begriff Mittelmeerkost greift jedoch zu kurz, wenn es um Israels Küche geht. Eine größere Vielfalt an Speisen, Gewürzen und Ingredienzen findet man kaum in einer anderen Landesküche. Israel hat seit seiner Gründung 1948 Menschen 80 verschiedener Nationalitäten aufgenommen. Jede hat zur israelischen Küche beigetragen.

Die Reiseteilnehmer bekamen in den Weingütern bei den Verkostungen Käse, frische Rohkost, Salate, Brot und Olivenöl in exzellenter Qualität. Das ist Standard, eine Weinprobe, ein Empfang ohne Snacks, ohne schmackhafte ‚Kleinigkeiten‘ ist in Israel undenkbar. Frisches Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Gewürze, Kräuter- und Blütentees findet man in Israel auf jedem Markt in reicher Auswahl. Und Israelis haben eine süße Zunge. Es gibt eine große Auswahl an süßem Gebäck. Die Abendessen während der Israel-Reise waren stets sehr schmackhaft. Ob jung, ob alt, sich abends im Restaurant zu treffen, gemeinsam zu essen, ist enorm beliebt in Israel. Es gibt etliche Restaurants. Ein mittelmäßiges Restaurant hat keine lange Lebensdauer.

Nicht umsonst ist seit 2023 auch der Guide Michelin in Israel tätig. Zunächst nur im Großraum Tel Aviv, aber eine Ausweitung ist geplant. Ein Kandidat für einen Michelin-Stern ist sicher das Restaurant Helena von Amos Sion in Caesarea. Es liegt direkt am Meer im Nationalpark der antiken Stadt. Amos ist Absolvent der Tadmor Cooking School in Herzliya und hat bei renommierten Köchen in Israel, dem Elsass und Südostasien gelernt und gekocht. Seine Küche ist hervorragend. Geradezu sensationell ist das Thunfisch-Carpaccio mit fermentiertem Meeresfenchel und Zitronensorbet. Übrigens ist Amos Frau, Debby Sion, Sommelière und arbeitet auch für Margalit Winery – perfect culinary match!

Thunfisch-Carpaccio mit fermentiertem Meeresfenchel und Zitronensorbet

Text und Totos: Joachim A. J. Kaiser
Der Artikel ist in veränderter Form im Weinfeder Journal Edition #70 Juni 2023 erschienen.