Gläserverkostung am 19. Mai 2018 in Karlsruhe
Der vinophile Mensch
An der Universität Mannheim gibt es eine studentische Weingruppe – vinUM e.V. Der Organisator der Gruppe heißt Max, ist Student der Philosophie und Betriebswirtschaft und außerdem seit einigen Jahren Weinliebhaber. Ist man erst mal über die Phase des gespülten Senfglases hinaus, schafft man sich normalerweise Weingläser an. Max trinkt seine eigenen Weine mittlerweile aus zwei verschiedenen Weingläsern. So wie bei ihm, taucht früher oder später bei jedem angehenden Weinliebhaber die Frage auf: Aus welchem Glas schmeckt mir Wein am besten? Welches Glas soll ich kaufen? Und auch der erfahrene Weintrinker wird sich diese Fragen stellen. Spätestens dann, wenn beim Polieren der guten Stücke oder in der Spülmaschine mal wieder ein Glas zu Bruch gegangen, die Anzahl der vorhandenen Gläser bedenklich geschrumpft ist und ein neues Set an Gläsern fällig wird.
Gibt es das ‚beste‘ Weinglas?
Wer sich intensiver mit Wein beschäftigt, kommt um die Glasfrage nicht herum. Wobei man sich auch fragen muss: Gibt es überhaupt das eine ‚beste‘ Glas? Googelt man, dann sieht es nicht so aus, als würde ein Glas reichen. So hat z.B. der Glashersteller Riedel über 120 verschiedene Weingläser. Noch nicht eingerechnet sind die Gläser der Marken Nachtmann und Spiegelau, die ebenfalls zur Riedel-Gruppe gehören. Die kommen noch hinzu, insgesamt an die 200 verschiedene Gläser. Nimmt man weitere Glashersteller hinzu, dann dürften über 1000 verschiedene Weingläser auf dem Markt sein. Alleine für Riesling führt Riedel über 20 verschiedene Gläser. Die Frage sei erlaubt, ob man das Weinglas „fatto a mano riesling/zinfandel“ gleich in sechsfacher Ausführung, nämlich in rot, schwarz, weiß, grün, gelb und pink gestielt braucht, das Glas für 69 Euro. Keine Frage, solange der Markt es hergibt, ist das legitim und jedermanns persönlichem Geschmack und Geldbeutel überlassen.
Es geht aber nicht nur um Farbe beim Weinglas. Dass Form, Wandstärke und Volumen von Gläsern die Duft- und Geschmackswahrnehmung beeinflussen, ist unstrittig. Um optimalen Trinkgenuss zu ermöglichen, macht es schon Sinn, mehr als nur ein Glas zu verwenden. Nicht nur Riedel, sondern auch die anderen bekannten Glashersteller bieten Gläser für unterschiedliche Rebsorten bzw. Weintypen an. Der eine mit einer sehr umfangreichen Kollektion, der andere mit einer begrenzten, überschaubaren Anzahl. Es wird nicht viele vinophile Menschen geben, die 10 und mehr verschiedene Gläser für Rheingau Riesling, Riesling Grand Cru, Grüner Veltliner, Chardonnay, Chardonnay oaked, Montrachet, Pinot Noir Burgund, Champagner, Châteauneuf-du-Pape, Cabernet/Merlot (Bordeaux), Bordeaux Grand Cru, gespritete Süßweine, trockenen Sherry usw. haben. Halt, ein Retzina-Glas fehlt noch, scheint es aber noch nicht zu geben, Marktlücke! In der Regel beschränkt der Weinliebhaber sich auf einen oder zwei Sets an Gläsern. Was letztendlich im Schrank steht, hängt sehr davon ab, wie anspruchsvoll man bei Weinen und Gläsern ist, ob man querbeet trinkt oder fast immer nur seine Lieblingsweine bzw. Rebsorten. Das ‚beste‘ Weinglas wird es wohl nicht geben, aber es kann sehr wohl das richtige für den eigenen Genuss geben!
Was sollte das ‚beste‘ Weinglas auszeichnen?
Ist es deshalb notwendig, sich durch 1000 verschiedene Gläser zu trinken, um das oder die zwei ‚besten‘ Gläser, das richtige Glas zu finden? Muss man ein oder zwei Dutzend verschiedene Gläser kaufen, um sich genussvoll seiner Leidenschaft Wein hingeben zu können? Nein muss man nicht! Ich habe deshalb einen Vergleichstest durchgeführt, der die entscheidenden Punkte klären soll:
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Welche Gläser eigenen sich als Universalglas für alle oder möglichst viele unterschiedliche Weine?
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Welche dieser Universalisten eignet sich zusätzlich besonders für einen oder zwei Weinstile bzw. Rebsorten, z.B. für Riesling oder Bordeaux?
Das ist eine entscheidende Frage, die bisher bei den üblichen Gläsertests eher vernachlässigt wurde, aber als Kaufentscheidung wichtig ist. Denn man wird sich am ehesten das Weinglas kaufen, das zusätzlich zu seiner Eignung als Universalglas den Lieblingswein am besten präsentiert. -
Wie präsentiert sich das Glas in der Hand, leicht, schwer, elegant? Ist es robust und Spülmaschinen fest?
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Was bekomme ich für mein Geld, wo ist das Preis-Genuss-Verhältnis am besten?
Gerade für Einsteiger eine wichtige Frage, aber auch für Weinliebhaber ohne den ganz dicken Geldbeutel.
Ein gutes Weinglas sollte Weine der mittleren Preisklasse und vor allem Spitzenweine optimal präsentieren. Für den 2,99 Euro Wein des Discounters lohnt sich die Anschaffung der meist nicht ganz billigen Weingläser nicht. Der gehobene ‚Trinker‘ wird sich für seine gehobenen Weine kein mickriges, kleines Glas kaufen, sondern ein mittelgroßes oder sogar großvolumiges Glas. Spitzenweine vertragen Luft, oft brauchen sie sogar Luft, um sich zu entwickeln. Und dazu ist ein größervolumiges Glas besser geeignet als ein kleines. Für den Gläser-Vergleichstest habe ich deshalb nur Gläser herangezogen, die ausreichend Volumen bieten.
Die Glashersteller
Die folgenden bekannten Hersteller aus dem deutschsprachigen Raum wurden angesprochen:
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Gabriel-Glas GmbH, Schweiz
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Glashütte Valentin Eisch GmbH, Deutschland
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Riedel, Tiroler Glashütte GmbH, Österreich (Nachtmann und Spiegelau gehören zur Riedel-Gruppe)
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Sophienwald, sirexport GmbH, Österreich
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Zalto Glas GmbH, Österreich
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Zwiesel Kristallglas AG, Deutschland (Schott und Jenaer Glas gehören zur Zwiesel-Gruppe)
Mit allen Herstellern wurde im Vorfeld der Gläser-Verkostung direkt gesprochen oder per Email kommuniziert und abgesprochen, welche Gläser in die Verkostung einbezogen werden sollten. Sophienwald ist erst später hinzugestoßen und hat kurzfristig Gläser geschickt, nachdem Sophienwald über Dritte von der Verkostung erfahren hat. Bis auf Riedel haben alle Hersteller die Gläser kostenfrei zur Verfügung gestellt. Riedel hatte ursprünglich zugesagt, dann aber kalte Füße bekommen und abgesagt. Begründung:
„Es ist ein Tasting das ganz und gar unserer Philosophie widerspricht.“ (Email vom 16.03.2018)
Betrachtet man Riedels riesiges Portfolio an Weingläsern, kann ich diese Entscheidung gut nachvollziehen. Ich halte sie allerdings für an der Realität des Verbrauchers vorbei gehend und deshalb nicht wirklich für sinnvoll. Schott Zwiesel hat ebenfalls ein sehr umfangreiches Portfolio an Weingläsern und hat nicht gekniffen. Riedels Rückzug ändert nichts daran, dass ich Riedel-Gläser aus meinem eigenen Bestand in die Verkostung einbezogen habe.
Die Weingläser
Zwiesel ließ es sich nicht nehmen, gleich zwei Gläser zuzuschicken, obwohl ich gebeten hatte, dass je Hersteller nur ein Glas zur Verfügung gestellt werden sollte. Als Ausgleich habe ich für den zweiten der beiden großen Hersteller, Riedel, ein weiteres Glas aus meinem persönlichen Bestand in die Verkostung aufgenommen und ein Jurymitglied hat sein persönliches Verkostungsglas, ein weiteres Zalto, mitgebracht. Außerdem habe ich zum Vergleich das von mir üblicherweise verwendete Schott-Glas einbezogen. Da eines der Zwiesel Rioja Gläser zerbrochen ankam, konnten nur fünf Verkoster dieses Glas testen. Die drei zusätzlich in die Verkostung aufgenommenen Gläser wurden als zusätzliche Orientierung verwendet, nicht aber in die Wertung einbezogen, da nur je ein Verkoster für diese Gläser zur Verfügung stand.
Das Verkostungs-Panel
Das Panel setzte sich aus drei Profis und drei erfahrenen Weinliebhabern zusammen:
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Angelika, Stefans Freundin, genießt jeden guten Tropfen
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Joachim Kaiser, VINOSITAS Journalism & Photography
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Maximilian Philipps, Student der Philosophie und Betriebswirtschaft, Weinliebhaber mit Bordeaux als Schwerpunkt
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Stefan, früher Barkeeper, heute Professor, hat über 200 verschiedene Gläser zuhause, davon über 100 Weingläser
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Thorsten Kogge, Weinschreiber, arbeitet u.a. beim Schweizer Wein-Papst Yves Beck mit
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Walter Zentner, Ingenieur, Weinliebhaber, mochte früher keinen Riesling, ist aber mittlerweile angefixt und kommt nicht mehr davon los
Die Weine
Aus der nahezu unendlichen Anzahl möglicher Weine wurden vier Stilrichtungen ausgewählt: Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und Bordeaux. Sie repräsentieren wohl die am häufigsten getrunkenen Weine gehobener ‚Trinker‘:
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2013 Riesling VDP.GG, Forster Pechstein, Pfalz, Bassermann-Jordan, Magnum:
Eines der großen und renommierten Weingüter in der Pfalz, das einen traditionellen Weinstil pflegt. Pechstein ist eine Große Lage des VDP – Verband der Prädikatsweingüter. Der 2013er wird im Cellar Tracker mit 94/100 Punkten bewertet. Bewertung des Gläser-Verkostungs-Panels ebenfalls 94/100 (Median). Tiefer, fruchtiger Riesling, elegant mit reifer, kräftiger Säure und ungemein fester Struktur. -
2012 Chardonnay de Vully, Domaine de la Douane, Pays des Trois-Lacs, Urs Ratschiller, Magnum:
Kleine Garage Winery am Murtensee in der Schweiz, die nur sehr wenige Flaschen erzeugt. Ausschließlich Chardonnay, der zum Besten zählt, das die Schweiz aus der Rebsorte zu bieten hat. Bewertung des Gläser-Verkostungs-Panels 94/100 (Median). Opulenter, schmelziger Chardonnay mit betörendem Duft und langem Abgang. -
2011 Pinot Noir Champerrier Vieilles Vignes, Gevrey-Chambertin, Domaine Tortochot, zwei 0.75 Liter Flaschen:
Klassischer Pinot Noir aus dem Burgund. Der Wein wird aus Reben der 0.72 ha kleinen Parzelle Champerrier hergestellt, die 1920 gepflanzt wurden und kann sich deshalb mit Fug und Recht Vieilles Vignes nennen. Bewertung des Gläser-Verkostungs-Panels 94/100 (Median). Frisch und noch immer fast jugendlich mit fast packender Säure, Kirsch und dezent Rhabarber fruchtig, ganz lang am Gaumen. -
1990 Château Poujeaux, Cru Bourgeois du Médoc, Moulis en Médoc, Magnum:
Klassischer Bordeaux aus 50% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot und je 5% Cabernet Franc und Petit Verdot aus dem Spitzenjahrgang 1990. Die Flasche kommt direkt aus dem Keller des Châteaus. Der 1990er wird im Cellar Tracker mit 91/100 bewertet. Bewertung des Gläser-Verkostungs-Panels 94/100 (Median). Der Wein ist jetzt perfekt auf dem Punkt, sehr harmonisch und balanciert, dunkle Beerenfrüchte mit einem Anklang an reifen, roten Paprika, Tannine glatt und seidig, sehr langer Abgang.
Durchführung der Verkostung
Die Weine wurden in der Reihenfolge Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und Bordeaux in zwei Durchgängen verkostet. Beim ersten Durchgang unmittelbar nach dem Öffnen. Beim zweiten Durchgang ca. vier Stunden später, um den Weinen zusätzliche Luft zu geben. Da der Pinot Noir aus zwei 0.75 Liter Flaschen kam, wurde die zweite Flasche dekantiert und für den zweiten Durchgang zurückgestellt.
Etwa 100 ml des Weins wurden in das volumenmäßig größte Glas gegossen, verkostet und dann in das nächst kleinere Glas gegeben. Um übermäßige Erwärmung zu vermeiden, wurde aus dem jeweiligen Glas nur ein verhältnismäßig kleiner Schluck verkostet und die Verkostung zügig durchgeführt. Nachdem die komplette Glasreihe mit einem Wein verkostet war, gab jeder der Verkoster seine Bewertung ab. Maximal fünf Punkte pro Glas pro Wein. Beim zweiten Durchgang mit den ca. vier Stunden belüfteten Weinen wurde umgekehrt vorgegangen, zuerst ins kleinste Glas und dann aufsteigend bis zum größten Glas. Pro Weinstil konnte jedes Glas deshalb 5 Punkte x 2 = 10 Punkte erzielen. Da vier Weine zur Verfügung standen, konnte jedes Glas bei der Universalglas-Wertung maximal 5 Punkte x 2 x 4 = 40 Punkte insgesamt erzielen.
Bewertung der Ergebnisse
Was sagen die von den Gläsern erzielten Punkte nun aus? Ergebnisse sollte man bewerten. Sinnvoll ist es festzulegen, dass ein Weinglas mindestens die Hälfte der maximal erreichbaren Punktzahl erzielen muss, um als zufriedenstellendes Universalglas zu gelten. Also mindestens 20 von 40 Punkten:
Kleiner 20 Punkte unzureichend
20 – 27 Punkte zufriedenstellend
28 – 35 Punkte gut
36 – 40 Punkte sehr gut
Für die vier Weinstile Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und Bordeaux ist dementsprechend die Mindestpunktzahl für ein zufriedenstellendes Ergebnis die Hälfte von maximal 10 Punkten, also 5 Punkte.
Kleiner 5 Punkte unzureichend
5 – 6 Punkte zufriedenstellend
7 – 8 Punkte gut
8 – 10 Punkte sehr gut
Ergebnistabellen
Alle 10 Weingläser springen über die Messlatte „zufriedenstellend“ sowohl als Universalglas, als auch für die vier Weinstile Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und Bordeaux. „Gut“ als Universalglas erreichen vier Gläser.
Die drei Gläser an der Spitze der Universalglas-Wertung unterscheiden sich nur um 0.9 Punkte. In Anbetracht der geringen Anzahl von sechs Verkostern, kann man diesen geringen Unterschied zwischen Eisch SensisPlus Bordeaux, Zwiesel Enoteca Bordeaux und Sophienwald Burgunder als nicht signifikant betrachten. Aber auch das Zalto Denk Art Bordeaux erreicht als Universalglas „gut“.
Die Gläser im Einzelnen
Eisch SensisPlus Bordeaux
Das Eisch SensisPlus Bordeaux ist das Weinglas mit der höchsten Punktzahl als Universalglas, 32.2 von 40 maximal möglichen Punkten, Wertung „gut“. Auch bei den vier Weinstilen zeigt sich das Eisch in guter Form: Pinot Noir „sehr gut“, der Spitzenplatz mit 8.5 (aufgerundet 9) von 10 maximal möglichen Punkten. Ebenso beim Riesling den Spitzenplatz mit 7.8 (aufgerundet 8) von 10, Wertung „gut“. Beim Bordeaux liegt das Eisch an zweiter Stelle mit 8.8 (aufgerundet 9) von 10, „sehr gut“. Und auch beim Chardonnay erreicht das Eisch noch „gut“ und nimmt im Ranking den dritten Platz ein. Bei allen vier Weinstilen wirken die Weine frisch, die Säurestruktur kommt sehr gut zum tragen. Außerdem wird die Komplexität nuanciert vom Glas herausgearbeitet.
Das Eisch SensisPlus Bordeaux ist ein großes, elegantes, handgearbeitetes Glas. Trotz seiner Feinheit ist es relativ robust und Spülmaschinen geeignet. Das Glas ist mit 1.31 Punkten/Euro nicht billig, aber für ein Glas in dieser Qualität preiswert. Rundum sehr empfehlenswert sowohl als Universalglas, als auch für unterschiedliche Weinstile.
Gabriel StandArt
Das Gabriel StandArt ist mit 23.7 von 40 möglichen Punkten „zufriedenstellend“ als Universalglas. Mit 5.3 bis 6.2 Punkten von 10 erreicht es in allen vier Weinstilen ebenfalls „zufriedenstellend“. Das Glas betont bei allen Weinstilen die Balance von Mund und Nase. Es neigt beim Pinot Noir allerdings dazu ihn etwas rustikaler erscheinen zu lassen, als er eigentlich ist.
Das Gabriel StandArt ist ein sehr robustes Glas, dem keine Spülmaschine Angst macht. Mit 1.68 Punkten/Euro auch nicht wirklich teuer. Eine gute Wahl, wenn man ein langlebiges, solides Produkt haben möchte.
Schade, dass Gabriel nicht das handgearbeitete Gabriel Gold Glas zur Verfügung gestellt hat. Ich kenne es und bin mir sicher, dass es noch besser abgeschnitten hätte.
Riedel Ouverture Red
Das Riedel Ouverture Red befindet sich nicht in der offiziellen Wertung, da nur ein Verkoster es verwendet hat.
Das Riedel Ouverture Red hat nur 350 ml Volumen und erreicht trotzdem „zufriedenstellend“, sowohl als Universalglas mit 24.0 von 40 Punkten, als auch für die vier Weinstile mit je 6.0 von 10 Punkten. Das überrascht nicht, denn das Riedel Ouverture Red entspricht in seiner Form und Größe fast dem Standard der französischen INAO – Institut National de l’Origine et de la Qualité für ein Degustationsglas. Diesen Glastyp gibt es seit Jahrzehnten und er hat sich offensichtlich in der Praxis bewährt. Ein Glas, das bei allen vier Weinstilen neutral wirkt. Sowohl Duft, Geschmack und Mundgefühl kommen deutlich zum tragen, ohne dass das Glas irgend eine Komponente besonders betonen würde.
Das Glas ist robust und auch in der Spülmaschine nahezu unverwüstlich. Mit 2.18 Punkten/Euro schneidet es bezogen auf das Preis-Genuss-Verhältnis sehr gut ab. Eine gute Wahl, wenn man ein langlebiges, solides Produkt haben möchte.
Riedel Veritas Cabernet/Merlot
Das Riedel Cabernet/Merlot schneidet sowohl als Universalglas mit 23.5 von 40 Punkten, als auch in den vier Weinstilen mit 5.7 bis 6.0 von 10 Punkten mit „zufriedenstellend“ ab. Vom Volumen her ist es deutlich größer als das Riedel Ouverture Red, bringt aber keine besseren Ergebnisse. Interessanterweise kommen in diesem Glas die Säure betonten Rebsorten/Weinstile Riesling und Pinot Noir etwas besser zum tragen, als die weniger Säure reichen Chardonnay und Bordeaux. Verwunderlich, denn als Cabernet/Merlot Glas sollte es sein Optimum gerade bei Bordeaux zeigen, der ja eine Cabernet Sauvignon und Merlot Cuvée ist. Als Ursache kommt die etwas größere Öffnung des Glases in Frage, die insbesondere den Duft etwas dämpft, indem sie ihn weniger fokussiert in die Nase bringt.
Optisch macht es deutlich mehr her, als das schlichte Ouverture Red. Aufgrund seiner Größe wirkt es eleganter. Es ist ebenfalls robust und Spülmaschinen geeignet. Mit 1.07 Punkten/Euro preislich allerdings auch deutlich teurer.
Sophienwald Burgunder
Als Universalglas erzielt das Sophienwald Burgunder Glas 31.3 von 40 möglichen Punkten, Wertung „gut“. Damit liegt es praktisch gleichauf mit den beiden anderen bestplatzierten Gläsern, dem Eisch SensisPlus Bordeaux und dem Zwiesel Enoteca Bordeaux. Beim Chardonnay nimmt es mit 7.8 (aufgerundet 8) von 10 Punkten den ersten Platz ein, Wertung „gut“. Bei den drei anderen Weinstilen schneidet es ebenfalls „gut“ ab: Riesling 6.7 (aufgerundet 7), Pinot Noir 8.3 und Bordeaux 8.2 von 10. Das Glas betont vor allem die Harmonie der Weine, arbeitet aber auch Feinheiten sauber und Schwächen gnadenlos heraus: Der Riesling zeigte unmittelbar nach dem Öffnen eine stark herbe Note, die die anderen Gläser nicht aufzeigten. Nach vier Stunden belüften, war die herbe Note dann perfekt integriert und trug auch im Sophienwald Glas zur Vielschichtigkeit des Weins bei.
Das Sophienwald Burgunder ist ein handgefertigtes, feingliedrig elegantes Glas. Es ist trotzdem für die Spülmaschine geeignet. Preislich mit 1.05 Punkten/Euro sicher kein Schnäppchen, aber aufgrund seiner Qualität sowohl als Universalglas, als auch für die unterschiedlichen Weinstile sehr gut geeignet. Rundum empfehlenswert.
Zalto Denk Art Bordeaux
Das Zalto Denk Art Bordeaux ist ein „gutes“ Glas mit 28.2 von 40 möglichen Punkten. Bei drei Weinstilen schneidet es ebenfalls „gut“ ab: Chardonnay 6.8 (aufgerundet 7), Pinot Noir 7.8 (aufgerundet 8) und Bordeaux 7.2 von 10. Beim Riesling erreicht das Glas mit 6.3 von 10 „zufriedenstellend“. Das Glas betont leicht die Nase im Vergleich zum Mund. Im Mund wird eher die Eleganz, als die Kraft der Weine betont.
Das Zalto Denk Art Bordeaux ist ein handgefertigtes, formschönes Glas. Es ist für die Spülmaschine geeignet. Preislich mit 0.83 Punkten/Euro relativ teuer, aber aufgrund seiner Qualität sowohl als Universalglas, als auch für unterschiedliche Weinstile gut geeignet, wenn man nicht gerade ein ausgesprochener Rieslingfan ist. Dann sollte man ein anderes Glas bevorzugen. Empfehlenswert.
Zalto Denk Art Burgunder
Das Zalto Denk Art Burgunder befindet sich nicht in der offiziellen Wertung, da nur ein Verkoster es verwendet hat.
Die 36.0 von 40 möglichen Punkten als Universalglas sind eine Ansage, Wertung „sehr gut“. Mit „sehr guten“ 10 von 10 Punkten beim Riesling und Chardonnay ebenfalls eine enthusiastische Bewertung des einen Verkosters, der das Glas zusätzlich verwendet hat. Mit 8 von 10 Punkten beim Pinot Noir und Bordeaux „gut“. Ein Glas, das ähnlich wie das Sophienwald, die Harmonie der Weine, aber auch Feinheiten und Schwächen sauber herausarbeitet. Ich hätte dem Glas beim Riesling einen oder zwei Punkte weniger gegeben, da es die anfängliche Herbe nicht so präzise dargestellt hat wie das Sophienwald.
Das Zalto Denk Art Burgunder ist ein handgefertigtes, formschönes Glas. Es ist für die Spülmaschine geeignet. Mit 1.04 Punkten/Euro nicht günstig, aber aufgrund seiner Qualität ein hervorragendes Glas. Sowohl als Universalglas, als auch als Glas für verschiedene Weinstile und Rebsorten sehr empfehlenswert.
(Zwiesel) Schott Vina Burgunderpokal
Der Schott Vina Burgunderpokal befindet sich nicht in der offiziellen Wertung, da nur ein Verkoster ihn verwendet hat.
Das Schott Vina Burgunder Glas ist mit 30.0 von 40 möglichen Punkten ein „gutes“ Universalglas. Bei den vier Weinstilen schneidet es mit je 8 von 10 ebenfalls „gut“ ab. Ein Glas, das alle Weine ausgewogen darstellt. Sowohl Duft, Geschmack und Mundgefühl kommen deutlich zum tragen, ohne dass das Glas irgend eine Komponente besonders betonen würde.
Das Glas ist robust und auch in der Spülmaschine nahezu unverwüstlich. Mit 3.75 Punkten/Euro nimmt es bezogen auf das Preis-Genuss-Verhältnis den Spitzenplatz ein. Mehr Glas fürs Geld gibt es nicht. Eine sehr gute Wahl, wenn man ein langlebiges, solides Produkt haben möchte. Sehr empfehlenswert für Einsteiger, die nicht zu viel ausgeben möchten.
Zwiesel Enoteca Bordeaux
Als Universalglas erzielt das Zwiesel Enoteca Bordeaux 32.0 von 40 möglichen Punkten, Wertung „gut“. Damit liegt es praktisch gleichauf mit den beiden anderen bestplatzierten Gläsern, dem Eisch SensisPlus Bordeaux und dem Sophienwald Burgunder Glas. Bordeaux ist die große Stärke des Glases: Es nimmt mit 9.2 von 10 Punkten den ersten Platz ein, Wertung „sehr gut“. Bei den drei anderen Weinstilen schneidet es ebenfalls „gut“ ab: Riesling 7.7 (aufgerundet 8), Chardonnay 7.4 und Pinot Noir 8.3 von 10. Das Zwiesel Enoteca Bordeaux ist eindeutig ein Rotweinglas, hat aber den Charme, dass es Weißweine ebenfalls gut präsentiert. Es stellt Weißweine gut balanciert dar. Bei Rotweine betont es eindeutig die Komplexität, indem es Feinheiten in Duft und Aroma excellent zum Vorschein bringt.
Das Zwiesel Enoteca Bordeaux ist ein beeindruckend großes Glas, volumenmäßig und von der Höhe her das größte in der Verkostung. Es ist handgefertigt, deshalb relativ leicht für seine Größe. Für die Spülmaschine geeignet. Das Glas ist mit 1.49 Punkten/Euro nicht billig, aber für ein Glas in dieser Qualität preiswert. Rundum sehr empfehlenswert sowohl als Universalglas, als auch für unterschiedliche Weinstile.
Zwiesel Rioja
Das Zwiesel Rioja ist mit 24.4 von 40 möglichen Punkten „zufriedenstellend“ als Universalglas. Mit 6.4, bzw. 5.2 und 5.4 von 10 Punkten erhält es in den drei Weinstilen Riesling, Pinot Noir und Bordeaux ebenfalls „zufriedenstellend“ als Wertung. Chardonnay kommt mit 7.4 von 10 Punkten „gut“ aus dem Zwiesel Rioja. Das Glas hat eindeutig seine Stärke im Weißweinbereich. Hier bringt es vor allem das belebende Element der Säure gut hervor. Rotweine profitieren deutlich weniger von dem Glas.
Das Zwiesel Rioja ist ein mittelgroßes, formschönes Glas. Spülmaschinen geeignet. Mit 0.87 Punkten/Euro aber verhältnismäßig teuer.
Fazit
Ein gutes Universalglas muss nicht teuer sein. Wer allerdings Feinheiten und Komplexität aus seinen Weinen kitzeln will, der muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Bei den getesteten Gläsern ist sicher ein richtiges oder vielleicht sogar zwei passende für jeden dabei.
Für diese Gläserverkostung wurden trockene Spitzenweine verwendet. Die Deutschen lieben Prickelndes. Sie sind Weltmeister im Schaumweintrinken. Eine weitere Gläserverkostung mit Prosecco, Champagner & Co wäre sinnvoll. Ebenso mit restsüßen Weinen.
Text und Fotos: Joachim A. J. Kaiser
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