Garage Winery 3M2N


Garage Winery 3M2N

Lukas Hammelmann, aka 3M2N, habe ich 2017 kennengelernt als er seine Erstlingskollektion an Weinen vorgestellt hat. Damals standen ihm etwa 0,5 Hektar zur Verfügung, aus denen er ca. 1500 Flaschen produzierte. Er hatte genau vier Weine im Programm: 2016er Riesling Kabinett, 2016er Riesling Spätlese, 2016er Portugieser von 1941 gepflanzten, wurzelechten Reben vom Zeiskamer Klostergarten und den 2016er Spätburgunder. Alle Weine waren sehr gut – exzellent. Und haben mich veranlasst Lukas im Auge zu behalten.

Lukas Hammelmann, 3M2N, 2017 mit seinen vier Weinen

Heute, fast fünf Jahre später – 2023, produziert Lukas ca. 30000 Flaschen Guts-, Orts- und Lagenwein auf 4,5 Hektar. Vom Umfang her immer noch eine Garage Winery, aber mit Abnehmern in über 10 Ländern weltweit. Abnehmer, die seine Weine subskribieren und kaufen, noch ehe sie auf die Flasche gezogen werden. Sehr viele junge Winzer, die das geschafft haben, gibt es nicht in Deutschland. Eine beeindruckende Entwicklung, zumal Lukas ohne familiären Hintergrund im Weinbau und ohne eigene Flächen starten musste. Trotz seines Erfolgs ist Lukas bodenständig und Realist geblieben. Ein geradliniger, sympathischer, junger Winzer, der seinen Hauptjob als Ausbilder beim bekannten Pfälzer Weingut Leiner beibehalten hat.

Garage Winery 3M2N

Die Weine von Lukas kommen vor allem aus drei Lagen: Zeiskamer Klostergarten, Hochstadter Roter Berg und Hambacher Schloßberg. Klostergarten und Roter Berg befinden sich im Bereich Südliche Weinstraße und sind vom Löß geprägt. Der Schloßberg gehört zur Mittelhaardt und ist eine Buntsandsteinlage. Darüber hinaus bewirtschaftet Lukas noch eine klitzekleine Parzelle in einer Spitzenlage, ebenfalls Mittelhaardt. Der Roter Berg liegt in direkter Verlängerung des Klostergartens von Zeiskam Richtung Hochstadt. Die Parzellen, die Lukas in beiden Lagen bewirtschaftet, liegen am sanft ansteigenden Hang mit Südausrichtung. Schloßberg und die klitzekleine Parzelle weisen Südostausrichtung auf und, insbesondere die Parzellen der Schloßberg Terrassen, sind wesentlich steiler und wärmer als die beiden Lagen bei Zeiskam und Hochstadt. Kühlere Lagen sind nicht unbedingt von Nachteil, eher vorteilhaft in Zeiten der Klimaerwärmung.

Auf dem linken Bild ist noch der spärliche Rest des ehemaligen Klosters zu sehen, das der Lage den Namen gegeben hat.

Mittlerweile experimentiert Lukas in einzelnen Parzellen mit biodynamischer Rebpflege. Einige Parzellen hat er neu bepflanzt. Andere Parzellen dagegen sind noch mit sehr alten, 90 – 100 jährigen, wurzelechten Reben bestockt. Eine Parzelle, die die Trauben für die Cuvée Onion Paradise liefert, ist sogar noch mit 15 verschiedenen Rebsorten bestockt, wobei Scheurebe den Hauptteil ausmacht. Die Cuvée wird als gemischter Satz vergoren.

Am 24. Februar habe ich Faßproben und bereits abgefüllte Weine der Jahrgänge 2020 – 2022 vor Ort probiert, insgesamt 18 Weine. Alle Weine sind trocken mit Ausnahme des 2022er restsüßen Riesling Kabinetts, der 35 g/l RZ bei nur 8,5% Alkohol enthält. Alle Guts- und Ortsweine sind sehr gut – exzellent. Von den Lagenweinen kratzen der 2021er Riesling Schloßberg, der 2021er Riesling Wilhelm Friedrich, der 2021er Spätburgunder Roter Berg und der 2020er Spätburgunder Late Release an hervorragend. Der 2021er Riesling Schloßberg Terrassen legt noch einen Zacken zu, springt locker über die 95/100-Punkte-Messlatte und ist zweifelsfrei ein großer Wein!

Gute Weine machen viele Winzer. Gute Weine mit Handschrift und Charakter dagegen wenige. Die Weine von Lukas sind hoch individuell. Oftmals werden Weine gehypt, die zwar individuell sind, ‚mineralisch‘ ist das Zauberwort, aber karg, fast gänzlich ohne Frucht. Auf Lukas Weine trifft das nicht zu. Seine Rieslinge weisen eine wunderschöne, feine Kräuteraromatik auf, mit hellem Steinobst als Frucht im Hintergrund. Ein großer Trinkspaß vom 2022er Riesling Buntsandstein, ‚einfacher‘ Gutswein mit nur 9,5% Alkohol, bis zum substanziellen 2021er Riesling Schloßberg Terrassen mit 12%. Die drei Rieslinge vom Schloßberg und der klitzekleinen Parzelle präsentieren sich etwas gelbfruchtiger, nicht opulent, aber ‚wärmer‘. Die Kräuteraromatik findet sich auch in seinen Spätburgundern wieder, sowohl im Rosé als auch bei den Rotweinen, allerdings sehr viel verhaltener. Der 2022er Rosé duftet zart nach Veilchen. Die Rotweine, je nach Jahrgang unterschiedlich, nach einem Potpourri dunkler und roter Früchte. Aber auch bei ihnen findet sich ein zarter Veilchenduft.

Fazit: Lukas Hammelmann, 3M2N, Rising Star am deutschen Weinhimmel!

Text und Fotos: Joachim Kaiser