Wine & Dine im Bomke *


Wine & Dine im Bomke, Wadersloh, 18. Februar 2014

Wenn man nach einer Gegend sucht, die in etwa gleich weit von Amsterdam, Frankurt am Main und Hamburg entfernt ist, landet man irgendwo im östlichen Münsterland. Weit und breit flaches, landwirtschaftlich genutztes Land.
So abseits von den großen Ballungszentren gelegen, Bielefeld und Dortmund sind 50 bzw. 80 km entfernt, gibt es dort einen erstaunlichen Ort: Wadersloh, ein 6200 Seelen Städtchen. Es liegt auf einem klitzekleinen Hügelchen und schon von Weitem grüßt die imposante Kirche.
Warum lohnt es sich nach Waderloh zu fahren? Der Kirche direkt gegenüber am Kirchplatz befindet sich das Hotel und Restaurant Bomke. Ein Sterne-Restaurant mitten im Niemandsland.

Ich habe das 4-Gang-Menü genommen, das interessanterweise “Regionaler Dreiklang” heißt, weil es aus Vorspeise, Suppe und vier Gängen besteht. Das Weinarrangement sah stimmig aus und so begleiteten zwei deutsche und ein südafrikanischer Wein das Menü.

Appetithäppchen: Brot, Salzbutter, Apfel-Grieben-Schmalz (90) und Karotten-Lassi (91)
Flammküchlein und mit Schafskäse gefüllte Röllchen (89)
Wein: La Reserva “Papirusa”, Manzanilla, Lustau
Wein: 91, Speise: 90, Wein-Speise-Kombi: 90
Fein abgestimmt die leichte Schärfe des Lassi und des Röllchens mit Ras al Hanout und einer Prise Chilli. Sehr lecker auch das Apfel-Grieben-Schmalz.
Die Manzanilla hatte ich selbst ausgewählt und war als Aperitif gedacht. Passte aber ganz hervorragend zu den Vorspeisen. Insbesondere zu dem mit Schafskäse gefülltem Röllchen.

Suppe: Süppchen vom Grünen Spargel (92), Rehschinken auf Selleriesalat (89), Rauchaalmus mit Apfelgelee und Eismeerforelle (93)
Wein: –
Wein: -, Speise: 90, Wein-Speise-Kombi: –
Ein wunderbarer Kontrast auf dem Teller und am Gaumen. Das Spargelsüppchen geradlinig, eindeutig im Geschmack und gerade deshalb so gut. Die Rauchaalmus-Eismeerforellen-Apfelgelee-Kombination dagegen diffizil, elaboriert, geschmacklich vielschichtig und fast noch ein bisschen besser als das Süppchen.

1. Gang: Skrei-Laichdorsch von den Lofoten auf Schnittlauchstampfkartoffeln mit Nordseekrabben und Vogelmiere
Wein: 2012 Riesling “Wolkentanz”, Bernhard Kirsten, Mosel
Wein: 89, Speise: 96, Wein-Speise-Kombi: 95
Ganz klassische Küche, ganz großes Kino! Fest, zart, saftig der Dorsch. Die bissfesten Nordseekrabben kräftiger und insbesondere mit der leicht säuerlich-fruchtigen Soße eine perfekte Kombination für sich. Alles zusammen ein taktiler und fein-aromatischer Genuss vom allerfeinsten! Die Schittlauchstampfkartoffeln wären gar nicht erforderlich gewesen, passten aber ganz gut als zusätzliche leicht kräutrige Abwechslung dazu.
Der nur nominal trockene, schon fast feinherbe Riesling stimmte sich ebenfalls hervorragend in den Dreiklag von Soße, Krabben und Dorsch ein.

2. Gang: Fasanenessenz mit Gelben Rübchen und Maronenravioli
Wein: 2007 Grauburgunder Barrique, Georg Breuer, Rheingau
Wein: 88, Speise: 91, Wein-Speise-Kombi: 90
Eine sehr stimmige Kombination, die immer noch vorhandenen leichten Holznoten des Weins und das kräftige Wildaroma der Fasanenessenz ergänzen sich bestens. Der Wein hatte auch keine Schwierigkeiten der Poulardenleber Paroli zu bieten.
Die Raviolifüllung hätte etwas saftiger ausfallen können, machte aber kaum etwas aus, da die Essenz für genügend Flüssigkeit sorgte. Jammern auf sehr hohem Niveau.

3. Gang: Gelackte Gewürzentenbruststreifen mit Kräutersaitling und Pinienkernspinat
Wein: 2012 Toverkop Shiraz, LadiSmith Cellar, Klein Karoo
Wein: 87, Speise: 92, Wein-Speise-Kombi: 91
Perfekt zubereitet, die Haut knusprig, sehr leicht süßlich-würzig, ebenso der Fond, das Fleisch butterzart. Mit den Orangenschnitzen sogar fruchtige Noten und eine Reminszenz an Canard à l’orange.
Der Shiraz war kein schlechter Begleiter, ganz im Gegenteil. Ich frage mich, wie es wohl mit einer mutigeren Zusammenstellung geschmeckt hätte, z.B. mit einem Pinotage?

4. Gang: “Wadersloher Müsli” mit karamelisierten Nüssen und Apfel
Wein: –
Wein: -, Speise: 90, Wein-Speise-Kombi: –
So ein Müsli hätte ich gerne jeden Morgen zum Frühstück.

Fazit: Warum hat das Restaurant keine zwei Sterne? Weil hier ganz klassisch gekocht wird! Auch die Weinauswahl ist klug und interessant. Welches Sternerestauarant führt schon einen hochwertigen Aligote!

Text und Fotos: Joachim Kaiser